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Der Mensch als bester Freund des Hundes

Nadine Weissheimer • Juli 29, 2020
Was wahrscheinlich allen Menschen gemein ist, die Hunde halten oder mit ihnen in einer Familie zusammenleben, ist die Liebe zu ihren felligen Mitbewohnern, ihren Hunden. Liebe kann viele  Gesichter annehmen. „Der beste Freund des Menschen“ – das klingt doch sehr beeindruckend. Kameradschaftlichkeit, Treue, Loyalität, zusammen durch dick und dünn gehen. Der beste Freund, eine treue und teure Seele. Ein Wesen, das uns soviel Wert ist, wie wir uns selbst. Oder?

Wenn du diese Zeilen liest, dann bist du bereit genau darüber nachzudenken und das freut mich außerordentlich. Sich selbst zu reflektieren, bedeutet nicht sich selbst anzugreifen. Veränderungen können allerdings nicht ohne die entsprechende Wahrnehmung angestoßen werden. Wenn ich etwas nicht sehe, kann ich es nicht verändern. Deshalb ist ein ehrlicher Blick in den Spiegel an dieser Stelle unumgänglich, auch wenn dieser Blick unter Umständen erst einmal Widerstände in dir auslöst. Es geht ausdrücklich an dieser Stelle auch nicht darum zur Helikopterhundemama/hundepapa zu werden. Vielmehr möchte ich dazu einladen den eigenen Standpunkt einmal genau zu bestimmten. Wo befinde ich gerade und wo möchte ich hin?

Bin ich im Zusammenleben mit meinem Hund glücklich? Oder spüre ich irgendwo ein leichtes Drücken oder Unwohlsein?

Welche Situationen würde ich lieber anders lösen?

Gibt es etwas wofür ich mich in meinem Verhalten gegenüber meinem Hund schäme?

Wie könnte ich einen anderen Weg finden?

Was brauche ich dafür?

Kein Weg ist  gerade

Fast jeder, der sich auf den Weg irgendwohin macht, läuft mal in die falsche Richtung und muss Hindernisse überwinden. Kaum ein Weg verläuft geradlinig und klar. Veränderungen bestimmen das Leben, das Lernen und das Zusammenleben. Wir Menschen mögen Veränderungen oft nicht so gerne, wir wollen die Sicherheit des Bekannten nicht so gerne verlassen. Aus dieser Denkart werden Worte wie „Das mach ich schon seit 30 Jahren so.“ geboren. Gerade im Zusammenleben mit Hunden, führt uns das leider auf keinen guten Weg. Immer noch werden veraltete Annahmen und Methoden von Rudelführerschaft, Chefallüren und Alpha-Wolf gelehrt und vertreten. Immer noch ist der Hund in vielen Köpfen mehr ein Empfehlsempfänger als selbstständiges, denkendes und fühlendes Lebewesen. Die meisten dieser Methoden basieren auf Unterdrückung und Strafe oder Strafandrohungen. Der Mensch und sein Wille stehen im Mittelpunkt, während der Hund und sein Wille nebensächlich oder sogar störend sind.

Veränderungen kündigen sich an


Dabei hat sich in den letzten Jahren merklich viel getan. Immer mehr Menschen nehmen wahr, dass Unterdrückung und Ignoranz für die Gefühle des Hundes nicht der einzige Weg des Zusammenlebens sein kann und begeben sich auf die Suche nach neuen Pfaden. Dabei stoßen sie an fremde und eigene Grenzen, gehen über Hindernisse und manchmal auch so manchen Irrweg. Ich schließe mich da selbst nicht von aus. Ich weiß wie es sich anfühlt Erwartungen erfüllen zu wollen. Mein Umfeld erwartet, dass mein Hund jetzt still ist und nicht bellt oder quietscht, also muss ich ihn irgendwie ruhig bekommen.

Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man auf der Straße am liebsten im Boden versinken würde, weil der eigene Hund sich aufführt wie ein Berserker. Wie stark und niederdrückend die Verzweiflung werden kann.

Wie mühevoll jeder einzelne Tag wird, wenn jeder Spaziergang ein Spießrutenlauf ist.

Ich habe auch versucht meinen Hund von oben herab zu belehren, ihn anzubrüllen oder wegzuscheuchen und für sein Verhalten zu bestrafen, habe aber schnell festgestellt, dass es unser Problem nicht löste, sondern schlimmer machte.

Irren ist möglich

Entscheidend ist also nicht nie einen Fehler zu machen, entscheidend ist aus Fehlern zu lernen und dem Gefühl zu folgen, dass es doch auch anders gehen muss. Denn es geht anders. Veränderung ist ein Prozess und dazu gehört auch sich mal zu irren. Der erste wichtige Schritt ist sich für die Veränderung und neuen Lösungen zu öffnen und ehrlich wahrzunehmen, welche eigenen Verhaltensweisen man ablegen möchte:

•    Ich möchte meinen Hund nicht anschreien.
•    Ich möchte meinen Hund nicht bedrängen.
•    Ich möchte meinen Hund nicht an der Leine zurückrucken.
•    Ich möchte meinen Hund nicht anzischen.
•    Ich möchte meinen Hund nicht einschüchtern.
•    Ich möchte meinen Hund nicht erschrecken.

Stattdessen möchte ich:

•    Ich möchte freundlich mit meinem Hund umgehen.
•    Ich möchte mich so verhalten, dass er sich bei mir wohl fühlt.
•    Ich möchte meinen Hund freundlich ansprechen.
•    Ich möchte Rücksicht darauf nehmen wie es ihm gerade geht.
•    Ich möchte seine Wünsche berücksichtigen.
•    Ich möchte Verstehen was die Ursache für das Verhalten meines Hundes ist.

Ich möchte endlich zu dem Freund meines Hundes werden, den er verdient. Denn seien wir mal ehrlich, würden wir mit einem menschlichen Freund so umgehen und erwarten, dass er am nächsten Tag auch noch unser Freund ist? Die meisten Menschen würden nämlich sagen: Danke, nein. Gewalt, ganz gleich ob psychisch oder physisch, wird unter Freunden nicht akzeptiert.

Fazit

Um unserem Hund ein Freund zu sein, können wir unser eigenes Verhalten hinterfragen. Wir können genau formulieren was wir nicht (mehr) wollen und was wir stattdessen wollen. Wenn das nicht von Tag 1 an klappt, dann akzeptieren wir, dass Veränderung ein Prozess ist und wir diesen Prozess zulassen wollen. Wir arbeiten kontinuierlich an unserer inneren Haltung und damit auch daran wie wir uns unserem Hund gegenüber verhalten. Ein gutes Hilfsmittel, um eigenes Verhalten zu hinterfragen ist: Wie geht es meinem Hund gerade mit meinem Verhalten? Würde ich das für einen menschlichen Freund auch so wollen? Meistens findet sich so sehr schnell und intuitiv ein Weg.

Weil es mit Hilfe immer leichter geht:
Wenn du auf diesem Weg Unterstützung suchst, dann kannst du mich unter nadine@imherzenhund.de erreichen. Ich melde mich dann gern bei dir.

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