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Ein Tierschutzhund zieht ein: Vorbereitungen im Vorfeld

Nadine Weissheimer • Okt. 29, 2020

Nila - wie wird sie den Umzug aus einem Tierheim in unser Zuhause verkraften?

Es ist also soweit: Wir haben Nila ausgesucht und sie zieht demnächst ein und ich würde natürlich gerne den gesamten Hundeladen leerkaufen. Ich reiße mich aber zusammen und konzentriere mich auf die wichtigen Dinge:

Ausrüstung

Nila trägt im Tierheim ein Sicherheitsgeschirr. Das ist ein Y-Brustgeschirr mit einem zusätzlichen Gurt im Bauchbereich, der verhindern soll, dass der Hund sich aus dem Geschirr herausschälen kann. Ich persönlich bin ich Freund der Sicherheitsgeschirre von Annyx. Wir haben also für ihren Einzug ebenso ein Sicherheitsgeschirr besorgt. Hunde, die keine Geschichte mit Angstverhalten haben, brauchen dieses Geschirr meistens nur für kurze Zeit daher kann man auch überlegen, ob man sich das Geschirr leiht. Manche Vereine bieten auch ein Sicherheitsgeschirr gegen eine Kaution an bis der Hund sicher genug ist, um mit einem normalen Geschirr spazieren zu gehen. Das war bei Grisus Verein der Fall und hat mich sehr gefreut, wenn so hatte ich keine zusätzlichen kosten und konnte das Geschirr an den nächsten Hund direkt weitergeben.

Zusätzlich habe ich eine Leine mit zwei Karabinern an jedem Ende gekauft, denn neben dem Sicherheitsgeschirr möchte ich Nila auch mit einem Halsband zusätzlich sichern. Sollte sie es irgendwie schaffen sich doch aus dem Geschirr zu winden, ist das andere Ende der Leine noch immer am Halsband gesichert.

Viele Vereine empfehlen sogar zwei Leinen, eine am Halsband und eine am Geschirr einzuharken und eine Leine als Körperleine zu befestigen. Das verhindert, dass in einem ungeachteten oder einem Schreckensmoment die Leine aus der Hand gleitet und der Hund sich dann doch befreien kann. Da Nila keine Geschichte mit Angstverhalten hat, werde ich darauf wahrscheinlich verzichten, habe aber mit der verstellbaren Leine jederzeit die Möglichkeit diese an einem Bauchgurt zu befestigen und eine weitere Leine dazuzunehmen.

Ein GPS Tracker erhöht die Sicherheit zusätzlich, so kann der Hund, sollte er irgendwie erschrecken und entkommen leichter gefunden werden.

Ein Besuch auf dem Speicher stand auch an, denn heute habe ich die Box meiner vorherigen Hündin aufgebaut, die ich Nila zur Verfügung stellen möchte, um zu sehen, ob sie sich darin wohlfühlt. Boxentraining steht bei mir meistens ganz oben auf der Liste der Dinge, die ich von Anfang an mache, weil es so leicht und einfach zu machen und die Wirkung sehr groß ist: Ich lege einfach täglich etwas leckeres für den Hund dort hinein und/oder füttere ihn in der Box. So kommt die positive Assoziation mit der Box ganz automatisch zu Stande und ihr steht jederzeit ein Rückzugsort zur Verfügung.

Erwartungen und Training

Wenn bei mir ein neuer Hund einzieht, dann versuche ich rein garnichts zu erwarten, denn ich weiß, dass sich in ein neues Leben einfinden schon sehr anstrengend ist. Ich erwarte keine Stubenreinheit, keine Gehorchen. Ich erwarte nicht, dass der Hund mit mir kuschelt oder sich von Tag 1 an problemlos gassiführen lässt. Ich erwarte nicht, dass er Besuch empfängt oder sich in der Familie herumzeigen lässt. Ich lasse den Hund einfach nur in Ruhe.

Die Runden, die ich für die ersten zwei Wochen plane sind zwischen 5 und 20 Minuten lang, angepasst daran wie sich der Hund zeigt und wie er mit dem neuen Leben zurecht kommt.

Ich belästige ihn nicht und dränge mich nicht auf. Ich freue mich, wenn er von sich aus Kontakt zu mir aufnimmt, aber ich lasse ihn schlafen solange er möchte und der Hund kann von Tag 1 an lernen, dass er in seiner Sicherheitszone (das ist bei uns die Box oder das Hundebett je nachdem was der Hund am Anfang besser annimmt) nicht gestört, angefasst oder belästigt wird.

Ich füttere die Hunde immer getrennt, so dass Konflikte garnicht erst entstehen können. Jeder darf ganz in Ruhe seinen Napf leeren. Das ist vor allem bei vielen Hunden aus großen Tierheimen von Vorteil.

Mein Training besteht darin, dass ich den Hund ruhig lobe, wenn er etwas tut, das ich gut finde. Dazu gehört: sich draußen lösen (ein Malheur drinnen mache ich kommentarlos weg), Kontakt zu mir aufnehmen und darüber hinaus schauen ich mir genau an, was der Hund von sich aus anbietet.

Wie lange diese Phase dauert, ist sehr individuell. Bei meiner Paula war sie sehr lang. Sie kam direkt aus Rumänien zu uns und vieles hat sie stark verunsichert. Bei Maja, die aus einem deutschen Tierheim, aber sehr schlechter Haltung zu mir kam, war diese Phase sehr kurz, ebenso bei Grisu, der vorher auf einer tollen Pflegestelle war auf der er sehr vieles bereits lernen konnte.


Fazit:
  1. Mein Tierheimhund braucht keinen neuen Kleiderschrank, sondern funktionale Ausrüstung in meinen Augen mit großem Fokus auf die Sicherheit des Hundes.
  2. Die erste Zeit sollten garkeine bis wenige Erwartungen an den Hund gestellt werden. Er sollte Gelegenheit haben sich zu erholen und einzugewöhnen.
  3. Der Hund sollte nicht belästigt werden. Es wird eine Sicherheitszone eingerichtet.
  4.  Sitz, Platz. Fuß Übungen sind in dieser Zeit meiner Ansicht nach fehl am Platz.
  5. Verhalten, das mir gefällt lobe ich ruhig. Wenn der Hund möchte bekommt er dafür auch einen Keks.
  6. Die Spaziergänge sind kurz gehalten und zwischen 5 und 20 min lang. Auf lange Ausflüge oder Familienbesuche verzichte ich.
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