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Die Bedürfnisse des Hundes Teil 2

Nadine Weissheimer • Mai 24, 2021
Leben - mehr als nur Überleben

Im Teil 1 des Blogartikels rund um die Bedürfnisse des Hundes habe ich meinen Gedanken zu den Grundbedürfnissen freien Lauf gelassen. In diesem Teil geht es um die Bedürfnisse auf die ein Hund im Notfall kurzfristig verzichten kann. D.h. er ist nicht sofort in seiner Existenz bedroht, wenn diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Sie tragen aber maßgeblich zum Wohlbefinden, der Lebensqualität und der Lebensspanne eines Hundes bei.

Was hat mir die Welt zu bieten?

Soziale Bedürfnisse

Die Besonderheit von Hunden gegenüber allen anderen Lebewesen ist, dass sie nicht nur ihre eigenen Artgenossen als Sozialpartner wahrnehmen, sondern auch den Menschen. Hunde sozialisieren sich also mit zwei Spezies und für viele Hunde ist das Zusammensein mit Menschen sogar noch wichtiger als das mit der eigenen Art. Ein Hund, der alleine bei seinen Menschen lebt, ist deshalb nicht unbedingt unglücklicher als einer, der in einer Hundegruppe in seiner Menschenfamilie lebt. Ein regelmäßiges Zusammenkommen mit Artgenossen, ein Austausch in der "Muttersprache" sollte dennoch jedem Hund geboten werden, wenn es es denn möchte. Die allermeisten Hunde bevorzugen, wie wir Menschen auch, das Zusammenkommen mit Freunden, die sie gut kennen und mit denen sie schöne Erlebnisse verbinden. Hunde pflegen alle möglichen Arten von Beziehungen, wenn man sie denn lässt. Tiefe Freundschaften, eher Bekanntschaften und auch Feindschaften gehören dazu.

Eher selten genießen es Hunde mit wildfremden Artgenossen zusammengebracht zu werden (z.B. Hundewiesen). Wenn du mehr über die Begegnung von Hunden untereinander und ihr Sozialverhalten erfahren möchtest, denn empfehle ich dir diesen Blogartikel: Hund trifft Hund.

Die sozialen Bedürfnisse umfassen Nähe und Körperkontakt, gemeinsames Ruhen, Beistand und Vertrauen, Grenzen setzen und anerkennen und alle positive soziale Interaktionen, beispielsweise auch das Schutz geben, das Spielen und das gemeinsame Spazierengehen. Diese gemeinsam verbrachten positiven sozialen Aktivitäten formen eine Verbindung zwischen Mensch und Hund, die als "Bindung" bezeichnet wird. Bindung ist damit etwas, das ganz automatisch entsteht, wenn diese sozialen Bedürfnisse erfüllt sind.

Anerkennung und Wertschätzung

Ein Bedürfnis, das oftmals unterschätzt und bei ganz vielen Hunden, die mit Strafe erzogen werden, vollkommen außer Acht gelassen wird, ist das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung. Ein wunderbares Zitat macht die große Bedeutung dieses Bedürfnisses deutlich:

"Ein Hund wird sich nur dort wohlfühlen,  wo die Menschen mit ihm zufrieden sind."
(Dr. Ute Blaschke-Berthold)

Anerkennung und Wertschätzung drückt sich darin aus, dass ich mich ehrlich freue, wenn meinem Hund etwas gelungen ist. Dass ich seine Fähigkeiten anerkenne, ihn darin fördere und meine Wertschätzung für das worin er gut ist deutlich zum Ausdruck bringe. Wertschätzung drückt sich auch darin aus, dass ich nicht für jeden Keks und für jedes Lob etwas von meinem Hund verlange, sondern, dass ich ihm etwas gutes gönne, weil es ihm einfach nur gut tut. Nicht alles ist an eine Bedingung oder eine Gegenleistung geknüpft. Dieses Bedürfnis wird außer Acht gelassen, dort wo Hunden Futter oder Wasser nur gegen Arbeit zur Verfügung gestellt wird (z.B. das ausschließliche Füttern aus dem Futterbeutel). Manche Hunde wollen für ihr Futter arbeiten und fordern das ein. Das ist dann etwas ganz anderes als wenn ich als Mensch diese Deprivation beschließe und meinen Hund in diesen Grundbedürfnisse beschneide.

Individuelle Bedürfnisse

Neben den Bedürfnissen, die alle Hunde gemein haben, gibt es natürlich auch Bedürfnisse, die individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Der Freiraum die eigenen Bedürfnisse erforschen und ihnen nachgehen zu können, ist ein wichtiges Prinzip und wird oft als "einfach nur Hund sein" umschrieben.

Manche Hunde haben ein großes Bewegungsbedürfnis und wollen sich sehr schnell und weit weg bewegen, andere haben ein sehr ausgeprägtes Schnüffelbedürfnis, wobei alle Hunde als Nasentiere sehr gerne schnüffeln und dieses Bedürfnis auch immer befriedigt werden sollte. Manche Hunde klettern gerne und hoch, andere sind über die Maßen gerne im Wasser und begeisterte Schwimmer. Wieder andere lieben es auch komplexe Aufgaben zu lösen und finden Freude in der ausdauernden Zusammenarbeit mit dem Menschen.

Bedingt durch die Selektionsgeschichte, also die Zucht, haben manche Rassen Bedürfnisse, die nur sehr schwer mit dem modernen Leben eines Menschen in Einklang zu bringen sind. Das Bedürfnis lange und ausdauernd hinter einem Wildtier hinterherzurennen und dabei eine sehr lange Strecke zurück zu legen, war früher als Jagdbegleiter in einer Welt wo es keine Autos gab eine sehr nützliche Eigenschaft. Heute ist sie gefährlich für Hund und Mensch. Dem Hund ist dieser tiefe innere Wunsch jedoch geblieben und wenn wir einen solchen Begleiter an unserer Seite haben, dann müssen wir diesem Bedürfnis Rechnung tragen, was manchmal nicht ganz einfach ist. Dann geht es darum Kompromisse zu finden, so dass die Bedürfnisse des Menschen und des Hundes gleichermaßen Beachtung finden.

Es ist spannend den eigenen Hund kennenzuerlenen und herauszufinden was ihm eigentlich besonders Spaß macht und woran er viel Freude hat. Dies ist die Aufgabe jedes Hundemenschen und Grundlage für ein wirklich glückliches gemeinsames Zusammenleben.
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